Louis Spohr – Die letzten Dinge
Großes Oratorium in 2 Teilen (Achtung: vom Freischützsaal zur Rohrmeisterei verlegt und: Beginn 19 Uhr!)WoO 61
Vokalsolisten N.N.
Chor der Konzertgesellschaft Schwerte
Oratorienchor der Stadt Kamen
Neue Philharmonie Westfalen
Leitung: Maik Morgner
Mehrfach finden wir in der Musikgeschichte die Situation, dass zuvor berühmte Komponisten großer Werke nach einigen Jahren fast in Vergessenheit geraten sind, zumindest ihre Werke kaum noch zur Aufführung gelangten. Ein besonders gutes Beispiel dafür war Johann Sebastian Bach, dessen Musik im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur noch wenig Interesse fand. Erst Felix Mendelssohn Bartholdy ist es zu verdanken, dass Bach heute im Konzertleben wieder seine überragende zentrale Bedeutung erlangt hat.
So galt auch der deutsche Komponist Louis Spohr (1784-1859) nach dem Tod von Carl Maria von Weber (1826) und Ludwig van Beethoven (1827) und bis zum Durchbruch der Werke von Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann ab Mitte der 1840er Jahre als der bedeutendste lebende deutsche Komponist, dessen Werke heute unverdient nur selten zur Aufführung kommen.
Louis Spohr war Komponist, Dirigent, Gesangspädagoge, Organisator von Musikfesten und zugleich ein Violinist von internationalem Ruf; neben dem Italiener Niccolò Paganini zählte er auch zu den größten Geigern seiner Zeit.
Spohr zeigte früh sein musikalisches Talent, so dass er bereits im fünften Lebensjahr gelegentlich in den musikalischen Abendunterhaltungen der Familie mit seiner Mutter Duette singen konnte. Mit zwölf Jahren wurde Spohrnach Braunschweig geschickt, um sich bei gleichzeitigem Gymnasialunterricht am Katharineum in der Musik ausbilden zu lassen. Neben seinen Violinlehrern war es der Organist Carl August Hartung, der ihn kurze Zeit auch im Fach Komposition unterrichtete. Nach Spohrs eigener Versicherung war dies die einzige Unterweisung, die er in Harmonielehre und Kontrapunkt erhielt, so dass er seine herausragenden Fähigkeiten, die er gerade auf diesem Gebiet besaß, hauptsächlich seinem eigenen Fleiß und Talent zu verdanken hat.
Spohr entwickelte sein Violinspiel bei anerkannten großen Violinisten weiter und debütierte 1804 mit zwei spektakulären Konzerten im Leipziger Gewandhaus. 1805 wurde er Konzertmeister in Gotha. 1813 folgte er einem Ruf als Konzertmeister des Theaters an der Wien und übernahm 1817 die Kapellmeisterstelle am Theater in Frankfurt am Main sowie die Leitung des Orchesters der Frankfurter Museumsgesellschaft. Hier brachte er 1818 seine OperFaust und 1819 Zemire und Azor zur Aufführung, die beide enthusiastischen Beifall fanden.
Auf Veranlassung von Carl Maria von Weber erhielt Spohr schließlich die Berufung als Hofkapellmeister nach Kassel und trat im Januar 1822 sein neues Amt an. Als Dirigent trug Spohr zur Entwicklung moderner Orchesterkultur bei; so gehörte er 1812 zu den ersten Dirigenten, die einen Taktstock benutzten. Er machte sich bis zu seinem Tod 1859 um das Musikleben der Stadt Kassel verdient, wobei er das Niveau des Orchesters auf eine nie zuvor erreichte Höhe brachte und auch einen Gesangverein für Oratorienmusik gründete.
Louis Spohr betätigte sich als Dirigent zahlreicher Musikfeste in Deutschland und England. Schon 1810 hatte er als Dirigent beim ersten deutschen Musikfest in Frankenhausen – u.a. von Haydns Schöpfung – mitgewirkt und galt seither als einer der wichtigsten Chor- und Orchesterleiter seiner Zeit.
In seiner Tätigkeit als Komponist entwickelte Spohr eine erstaunliche Schaffenskraft auf allen Gebieten der Komposition. Sein Œuvre als Komponist umfasst etwa 400 Werke, davon allein 10 Symphonien, 20 Violinkonzerte und etwa 90 Kammermusikwerke für die unterschiedlichsten Instru-mente. In der Vokalmusik zählen neben 10 Opern auch zahlreiche geistliche Werke, darunter vier Oratorien zu seinem Lebenswerk.
Das Oratorium „Die letzten Dinge“ war Spohrs zweites Oratorium und zugleich sein erfolgreichstes. Es entstand in den Jahren 1825 bis 1826 nach einem Libretto von Friedrich Rochlitz und enthält ausschließlich Texte aus der Bibel, vor allem aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse).
Der Chor steht in diesem Oratorium als Träger von Musik und Text ganz im Mittelpunkt. Der Chorsatz ist sehr reich und vielgestaltig, jubelnde Steigerungen in Fugenart stehen neben rhetorisch eindringlicher Reklamation; nicht zuletzt nehmen lyrische sowie zarte Stimmungen und Sätze breiten Raum ein. Eigentliche Arien gibt es nicht, die Solopassagen sind eher rezitativartig – wobei der Orchesterpart das musikalische Zentrum bildet. Der Instrumentalkomponist Spohr zeigt hier wie auch in den beiden instrumentalen Einleitungen der beiden Werkteile die ganze Palette seiner Klangfarben.
Selbst in den großen Chornummern nimmt das Orchester einen bedeutenden Rang ein, so in der gewaltigen Gerichtsszene („Die Stunde des Gerichts“ und „Gefallen ist Babylon“), bei der in einer belebten Chorpassage schließlich der Höhepunkt der musikalischen Entfaltung ganz dem instrumentalen Klang vorbehalten bleibt. Besondere Beliebtheit hat schließlich auch der darauf folgende transparente Vokalsatz „Selig sind die Toten“ gefunden.
Die Uraufführung des Oratoriums 1826 in der Hauptkirche in Kassel hinterließ einen tiefen Eindruck auf die Zuhörer. Die Begeisterung beim rheinischen Musikfest war dann so groß, dass – was einmalig war – das Fest verlängert wurde, um das Werk ein zweites Mal aufführen zu können.
Spohrs Oratorien wurden als größte Werke dieser Art seit Händel gefeiert und Schumann schrieb: „Lasst uns ihm in der Kunst folgen….er sei uns mit unsern größten Deutschen ein Vorbild!“ Spohr starb, kurz nachdem er noch ein letztes Mal sein Oratorium „Die letzten Dinge“ dirigiert hatte – „sinnvoller“ hätte sein Abgang nicht sein können. Wagner äußerte nach seinem Tod: „Ehre unserem Spohr! Verehrung seinem Andenken!“ Möge dieses Konzert diesem Gedenken an Spohr gewidmet sein, aber uns auch heutige „apokalyptische“ Zustände bewusst machen.
Kartenpreis: Vorverkauf: 18,00 € ;
Tageskasse: 20,00 €, Schüler/Stud. 5,00 € ;
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